30 Jahre MC Stienitzsee, Sommer 2002

Mit Beauty, Motte, Mustafa und Ami übern Stienitzsee

Großer Bootskorso gehörte zur Feier des 30jährigen Bestehens vom MC Stienitzsee / Petershagener Verein trägt zum Umweltschutz bei und leistet auch gute Kinder- und Jugendarbeit / Bohlen und Bretter für ersten Steg aus NVA-Masten gebaut

Petershagen-Eggersdorf (eb) Den besten Blick hatte der 77jährige Hafenmeister Heinz Schäfer – er saß sozusagen Loge und filmte alles auf der Tischtennisplatte stehend oder sitzend. Mit einer großen Gratulantenschar aus Sportfreunden und Landratten beging nämlich der MC Stienitzsee Petershagen am Sonnabend sein 30jähriges Bestehen. Sumpfiges Land hatten die Begründer des Vereins, von denen noch 18 der verbrieften 67 Mitglieder recht rege sind, damals am Nordufer des Stienitzsees vorgefunden. Mit Muskelkraft machten sie es urbar, mit ebensolcher wie auch einigem Köpfchen bauten sie dann selber ihre Motorboote auf. Diese tragen solche klingenden Namen wie Mustafa, Erka, Motte, Ami, Beauty, Orion oder Vineta. Sie gaben ein traumhaft schönes Bild ab beim Bootskorso am vergangenen Sonnabend rund um das Seeufer, bei dem man solche Sehenswürdigkeiten wie den Hennickendorfer Wachtelturm und das Rüdersdorfer Zementwerk im Blick hatte. 23 Boote mit einer Geschwindigkeit um die acht km/h waren zeitgleich im 22 Grad warmen Wasser. An Bord auch Carola Peter, Vizechefin des Landessportverbandes und Dr. Günther Lucke vom Motorbootsportlandesverband sowie Petershagens Bürgermeister Olaf Borchardt. Zuvor waren reichlich Grußworte wie auch Geschenke überbracht und verdienstvolle Sportfreunde und Mitstreiter geehrt worden.
36 Vereine wie den MC Stienitzsee gibt es im Land. Der Petershagener sei sehr familien- und breitensportorientiert, leiste auch viel für den Tourismus. Besonders freue ihn die intensive Jugendarbeit; meinte Dr. Günther Lucke. Carola Peter überbrachte Grüße des Landessportverbands-Präsidenten Edwin Zimmermann und sprach von Gründergeist sowie Gründerjahren des Vereines. Sie bescheinigte ihm “Erfindungsreichtum, Tatkraft und Herzblut beim Herrichten von etwas so Schönem aus einer sumpfigen Brache. Das ist alle Ehre wert!” Viele Naturschützer schauen kritisch auf die Sportmotorbootfahrer, sagte frau Peter, doch müsse das kein Widerspruch sein, wie der verein beweise.
Ursprünglich waren 500 Quadratmeter Fläche neben der Gaststätte von Schutt zu beräumen. NVA-Bausoldaten halfen gegen einen kleinen Obolus der Vereinsmitglieder. Die Pacht, so der vereinsvorsitzende, war an Hennickendorf zu zahlen. Doch nur einmal wurden auch tatsächlich 160 Mark kassiert, dann erließ die Gemeinde die Pacht. Einen Knüppeldamm und eine Zufahrt baute der Verein sich 1973, ebenso den Brunnen und eine Standpumpe. Aus NVA-Masten entstanden Bohlen und Bretter für die ersten Stege; Stahlrohre gab die Forst Müncheberg dafür her. 1974 wurde der Schuppen abgerissen und das Bootshaus gebaut sowie der darunter liegende Wassergraben verrohrt. Mit Erlaubnis des VTK-Direktor – dem Betrieb gehörte die Gaststätte nebenan – entstand ein Elektroanschluß. Es folgten der Bau der zweiten Steg- und der Slipanlage sowie des neuen Brunnens und der Fäkaliengrube, aus der noch heute abgefahren wird. 1975 dann der Bau von vier Bungalows für verdiente Sportsfreunde. Der Vereinssitz wurde Ausbildungsstätte für die Binnenfahrerlaubnis. Es war der erste Club, der Boote technisch abnehmen durfte. Es sei immer ein guter Kontakt nach Petershagen, Hennickendorf und zur Wasserschutzpolizei gehalten worden. Wettkämpfe wurden bestritten, so Kreis-, Bezirksmeisterschaften und DDR-Bestenermittlungen, wo der Club 1987 Platz 1 belegte. Im selben Jahr fuhr der Club beim Bootskorso zur 750-Jahrfeier Berlins hinter den Schiffen der Weißen Flotte mit.
Nach der Wende hat der Verein, der in den siebziger Jahren 35 Mitglieder zählte und sogar auch schon 120 Mitglieder und dessen ältestes Mitglied 91 Jahre ist, das Gelände vom Alteigentümer Thyssen gekauft. Statt anfänglich verlangter 300 Mark je Quadratmeter wurden nach sieben Jahren Kampf und Verhandlungen und Gutachten 75 Mark draus. Pro Mitglied waren 6500 Mark zinsloses Darlehen nötig und von einigen Sportfreunden ein kleines verzinstes Darlehen dazu, um die 450 000 Mark aufzubringen.
Lehrgänge halten die Mitglieder fit, und es gibt auch eine recht aktive Jugendgruppe. Für diese wurden vier Optimistenjollen erworben und ein Schlauchboot bereitgestellt. Die Sportfreunde Weber und rasch spendierten einen Heckmotor, so daß nun auch Slalomfahren möglich ist. Seit 2001 steht ein Duschcontainer. Eine prima Arbeit leistet die Hafenmeisterin und Platzverantwortliche Erika Scholz. Regelmäßig unternimmt der MC Stienitzsee Bootsfahrten mit Senioren aus Petershagen und Fredersdorf.
Der Jubiläumstag hielt zahlreiche Höhepunkte bereit. Nach dem Festakt startete der Bootskorso, dem ein deftiges Mittagessen aus der Gulaschkanone sowie Wettkämpfe auf dem wasser folgten. Dort ging es um Gleichmäßigkeit und Slalom, ums Knotenknüpfen, richtiges Anlegen und vieles mehr. Kerstin Micke letztlich siegte im wassersportlichen Mehrkampf, den auch die befreundeten Vereine aus Berlin, Woltersdorf und Rüdersdorf mitmachten.

erstellt am: 01.08.2002 | von: or | Kategorie: Rückblick